Am Freitag, den 24. Mai 2019, war ein besonderer Schultag für die fünften und sechsten Klassen der Clermont-Ferrand-Schule und der Realschule am Judenstein. Der Stundenplan von beiden Schulen wurde für je eine Aufführung von Musikern des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks (BRSO, https://www.br-so.de) verändert.
Im Rahmen der BRSO Education Reihe wurde die Realschule am Judenstein als Konzertort gewählt, um dem KINDERKONZERT »XCLSV! – DABEI SEIN IST ALLES« einen Rahmen zu geben.
Dass dieses Konzert kein „normales“ klassisches Konzert werden würde, bei dem man still sitzt, zuhört und ja erst am Ende klatscht, sah man, als man den Raum betrat: In der Turnhalle war an der Eingangsseite ein Schlagzeug und durch einen Gang verbunden gegenüber an der Stirnseite der Halle ein „unbekanntes Klangobjekt“ aufgebaut. Das Publikum saß mit dem Blick zum Mittelgang auf beiden Seiten, teilweise auf Matten, auf Langbänken und auf Stühlen. Und es gab eine Ansage: Wenn es euch danach ist, zu klatschen, so applaudiert. Wenn ihr tanzen wollt, dann habt keine Scheu.
Dann begann es. Man hörte Musik aber konnte noch keine Musiker sehen: Das erste Stück wurde in der Umleide begonnen und erst nach einigen Minuten traten die Musiker – vier Blechbläser und ein Schlagzeuger – in weißen Astronautenanzügen und wilden orangenen Perücken auf. Sie spielten im Quintett und hörten sich sehr harmonisch an. Und das sollte es auch sein: eine harmonische Clique von Freunden, die sich traf und bei der jeder etwas zu erzählen hatte.
Aber dann fiel plötzlich der Blick auf das unbekannte Klangobjekt und die Musiker verstummten, stellten Fragen, wunderten sich und wollten doch zu gerne erfahren, was es mit diesem Gebilde auf sich hatte. Aber wer sollte sich trauen, sich diesem zu nähern?
Die Posaune entpuppte sich hier als Anführer und schickte die Freunde der Reihe nach vor, um das merkwürdige weiße Gebilde mit Antennen genauer unter die Lupe zu nehmen. Natürlich war das eine spannende Angelegenheit. Als sie letztendlich dieses unbekannte Klangobjekt erobert hatten und nacheinander von dem angebrachten Podest ihre Melodien spielten, war nun die andere Seite der Turnhalle das Zentrum des Geschehens.
Aber wie es oft passiert, wenn man etwas Neues entdeckt hat, bleiben Streitereien und Besitzansprüche nicht aus. Deshalb vereinnahmte der Anführer der Gruppe das unbekannte Klangobjekt und schickte die Kumpels mit lauten Tönen weg. Die versuchten sich nun wiederum zurück in die Gruppe zu kämpfen, aber die Posaune ließ es einfach nicht zu und machte den anderen deutlich, dass sie nicht erwünscht waren.
Also machten sie sich zurück auf den Weg zur anderen Seite der Halle und formierten sich als Vierer-Gang. Sie feierten eine coole Techno-Party und improvisierten gemeinsam auf unterschiedlichen Wassergefäßen. Der anführende aber nun einsame Posaunist begann jedoch langsam sich zu langweilen und zeigte sich immer neidischer, da die anderen vier ohne ihn so eine gute Stimmung hatten. Also schickte er Entschuldigungsschreiben, erst zur Trompete, dann zur Tuba und schließlich zum Horn. Nur das Schlagzeug ließ er außer Acht. Deshalb pirschte es sich langsam immer näher und spielte unterschiedlichste Melodien auf dem Metallophon, um sich zurück in die Gemeinschaft zu kämpfen. Am Ende fanden sich alle auf dem Podest des unbekannten Klangobjekts ein, dass aufgrund von Schrumpfinstrumenten nun auch nicht mehr zu eng war, und spielten ihre harmonische Musik vom Beginn.
Wer hätte das zuvor gedacht? Wir erlebten eine klangvolle Geschichte von Freundschaft, Einzelgängen, Konflikten, Versöhnung und letztendlicher Harmonie, die ganz ohne Worte auskam, aber durch die Musik der Instrumente und die ausdrucksstarken Gesichter und Gesten der Musiker erzählt wurde.
Welch ein Erlebnis mit hochkarätigen Musikern des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, die ihre Instrumente mit größter Virtuosität beherrschten und sämtliche Klangfarben und Techniken zu Gehör brachten. Die scheinbare Leichtigkeit ihres Spiels und die mitreißende Geschichte begeisterten die Schülerinnen und Schüler, die nach dem Konzert wie selbstverständlich von den sehr offenen und bodenständigen Musikern Autogramme bekamen.
Ausführende waren Carsten Carrey Duffin am Horn, Herbert Zimmermann an der Trompete, Uwe Schrodi an der Posaune, Stefan Tischler an der Tuba und Christian Pilz am Schlagzeug. Ein besonderer Dank gebührt auch Frau Dr. Juliane Ludwig, die die Reihe BRSO Education koordiniert und bei der einwöchigen Tour durch bayerische Schulen dabei war.