Am Dienstag vor den Weihnachtsferien wurden zum Abschluss der Unterrichtseinheit „Gewissen und Verantwortung: Schwangerschaftskonflikt“ des Evangelischen Religionsunterrichts der 10. Klassen zwei Familien mit ihren Kindern zu einer großen Gesprächsrunde eingeladen: Familie Famulla und Familie Eggenfurtner kamen mit ihren Kindern Mathilda (8) und Markus (14), damit die Schüler*innen die Möglichkeit hatten, Eltern mit ihren Kindern, die das Down-Syndrom haben, kennenzulernen und den Kindern selbst Fragen zu stellen.
Beide Familien waren sehr offen und erzählten einerseits über Herausforderungen in der Schwangerschaft, andererseits über ihr Familienleben, die Schulbildung der Kinder, die Zukunftsplanungen und vieles mehr. Vor allem wurde über die große Bereicherung, die ihre Kinder für das gemeinsame Leben bedeuten, berichtet.
Was man in wissenschaftlichen Artikeln liest, wurde von beiden Familien bestätigt: Down-Kinder sind die „Experten für Gefühle“, denn sie sind voller Empathie, merken also, wenn es einem schlecht geht, und bringen ihre eigenen Emotionen ohne Versteckspiel zum Ausdruck. Beide Eltern sprachen von der Offenheit und Kontaktfreudigkeit, die ihre Kinder an den Tag legen und so allen, die sie kennenlernen, ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Die Eltern betonten außerdem, dass die Besonderheit der Kinder zu wertvolleren und tieferen Freundschaften der Familien führte.
Ein sehr interessanter Aspekt war, dass die Eltern aus unterschiedlichen Perspektiven erzählen konnten: Für die einen Eltern war es eine Überraschung, denn man stellte das Down-Syndrom erst nach der Geburt fest. Die erste Untersuchung des Babys besagte sogar, dass es gesund ist. Erst bei einer weiteren Untersuchung wurde ein Herzfehler und das Downsyndrom festgestellt. Das bedeutete, dass erst als das Baby geboren war, verschiedene Formen der Unterstützung anliefen und die Eltern vor der für sie neuen Situation zunächst mit Unwissenheit standen. In der „Elternrunde Downsyndrom Regensburg“ https://down-syndrom-regensburg.org bekamen sie jedoch gute Antworten auf ihre Fragen.
Die zweite Familie entschied sich nach der Diagnose Down-Syndrom, die so schon während der Schwangerschaft lautete, bewusst für ihr Kind. Es war schließlich ein Wunschkind und man würde den anderen und besonderen Weg bestreiten können. Da man im Bekanntenkreis Down-Kinder kannte, wusste man, dass es durchaus möglich ist, eine glückliche Familie zu sein.
Da Herzfehler häufig mit dem Down-Syndrom einhergehen, gibt es oftmals Komplikationen nach der Geburt. Auch Entwicklungsverzögerungen führen dazu, dass solche Kinder erst viel später laufen oder sprechen können. Die Feinmotorik, z. B. eine Schleife zu binden, macht den Kindern zu schaffen. Des Weiteren ist es nicht leicht, einen inklusiven Kindergartenplatz zu bekommen oder mit Schulbegleitung in eine Regelschule gehen zu dürfen. Hiervon erzählten beide Familien.
Markus erzählte kurz von sich, dass er 14 Jahre alt sei, in Lappersdorf zur Schule gehe und seine Lieblingsfächer Deutsch, Mathe, Kunst, Sport, Werken und Französisch seien. Er habe 8 Mitschüler*innen und er gehe gerne hin. Weiterhin muss man bemerken, dass Markus sowohl an der Grund- als auch an der Mittelschule keine regulären Noten sondern Verbalbeurteilungen erhält. Zu Beginn des Schuljahres werden Ziele mit ihm vereinbart, die er erreichen soll.
Mathilda ist aufgrund größerer Einschränkungen nicht in einer Regelschule, sondern wird besonders gefördert. Da es lange dauerte, bis sie sprechen konnte, lernte sie zunächst die Gebärdensprache. Inzwischen kann sie aber lesen, schreiben, etwas rechnen und sie liebt es, Fahrrad und Ski zu fahren sowie zu schwimmen. Durch eine Reittherapie wird ihre körperliche und geistige Entwicklung zusätzlich unterstützt.
Beide Familien stellten den Schüler*innen dar, wie wichtig es ist, die Entscheidung darüber, ein Kind mit Down-Syndrom zu behalten oder eine Schwangerschaft frühzeitig zu beenden, sehr gut abzuwägen. Es ist von großer Bedeutung, Situationen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten und nie leichtfertig mit dem Leben umzugehen, denn es gilt: „Jeder Mensch ist seiner selbst wertvoll.“