Mit der Aktion Leseherbst lud die Stadtbücherei Regensburg Schülergruppen ein, Autorenlesungen zu besuchen.
Am Freitag, den 8. Oktober 2021, machten sich die Klassen 9c und 8a mit Frau Neuner, Frau Betz und Frau Garcia auf den Weg, um Wolfgang Hohlbein zuzuhören, der aus seinem Fantasy-Buch „Der Greif“ vorlas. Das Buch verkaufte sich seit seiner Veröffentlichung im Jahr 1989 bereits über eine Millionen Mal.
Frau Präßler eröffnete die Lesung mit dem Hinweis, Herr Hohlbein sei ein weltberühmter Autor und seine Bücher hätten einen großen Bekanntheitsgrad. Sie wies außerdem darauf hin, dass der Roman momentan in den Amazon Filmstudios unter der Regie von Sebastian Marka verfilmt werde. Somit stieg die Spannung und alle wollten wissen, worum es im Buch gehen würde.
Bevor Herr Hohlbein mit seiner Lesung begann, machte er die Schüler und Schülerinnen darauf aufmerksam, dass sie danach Fragen stellen könnten – auch, um herauszufinden, wie sich die Geschichte fortsetze.
45 Minuten las der Autor die ersten Kapitel seiner magischen Abenteuergeschichte vor. Die reiche Wortwahl und ausgeschmückte Sprache regte die Fantasie der Zuhörerinnen und Zuhörer an. Schon in dieser kurzen Zeit konnte man feststellen, dass das Buch spannend und fesselnd geschrieben ist. Die fantastischen Welten begannen sich gegen Ende der Lesung für die Zuhörenden zu öffnen. Deshalb waren alle erwartungsvoll, wie es weitergehen würde. Doch Herr Hohlbein gab das Wort an die Schüler, um sich deren Fragen zu stellen.
Natürlich wollten die Zuhörer wissen, wie Herr Hohlbein auf die Idee zu seinem Roman gekommen ist. Er beschrieb, dass es für alle seine Bücher immer einen bestimmten Anlass gebe, der seine Fantasie anrege und durch den sich die Geschichten entwickelten. So auch für den Roman „Der Greif“. Er war in Wien, um den Verlag Überreiter zu besuchen und entdeckte auf vielen Häusern Figuren, die wie eine Prozession auf den Dächern aufgebaut sind. In dieser Dächerwelt spielt der magische Teil der Geschichte, denn die Dachfiguren erwachen zum Leben und durchziehen die Geschichte.
Er erläuterte außerdem, dass er sich als Autor in alle Figuren hineinversetze, um deren Gefühlswelt authentisch beschreiben zu können. Er finde sich also nicht in einem Charakter seiner Geschichten wieder, sondern in allen, denn nur so könne man gut schreiben.
In seiner Kindheit inspirierten ihn Karl May und Jules Vernes. Tatsächlich äußerte Herr Hohlbein, dass die Winnetou-Geschichten im Grunde Fantasy-Romane seien, denn Karl May sei nie im „Wilden Westen” gewesen. Heute sind für uns magische Regionen Mittelerde und das Hobbitland, das uns J. R. R. Tolkien beschrieb, damals war es die USA, die wenige Europäer kannten.
Von der Idee bis zum Beginn des Schreibens einer Geschichte vergingen für den Autor häufig mehrere Monate, in denen sich alles im Kopf forme, so Hohlbein. Aber sobald er sich hinsetze und beginne zu schreiben, sei das Buch in vier bis fünf Monaten vollendet.
Auf die Frage, wie viele Bücher er schon geschrieben habe, antwortete Herr Hohlbein: „Um die 200, aber genau weiß ich es nicht.“ Er erklärte weiter, dass er auch einige Historienromane verfasst habe, in welchen er beispielsweise das Mittelalter durchleuchte und sich auf wahre Begebenheiten beziehe. Ihn interessiere es, beim Schreiben Dinge aus anderen Blickwinkeln zu betrachten.
Auf die Frage, ob es schwierig war, einen Verlag zu finden, äußerte der Autor, dass er Glück hatte: Sein Buch kam zur rechten Zeit, als auch Michael Ende die ersten phantastischen Bücher verfasste, und der Verlag Überreiter fand Gefallen an seiner Literatur. Durch einen gewonnenen Schreibwettbewerb wurde sein erstes Buch verlegt und dann folgten alle weiteren.
Herr Hohlbein antwortete geduldig und detailliert auf weitere Fragen der Schüler. Eine Antwort, die viele überraschte, war, dass er noch immer all seine Bücher mit Füller auf Papier schreibt. Er sagte: „Ich brauche auch einen Rand herum, um ein bisschen zu kritzeln. Und natürlich schreibe ich mit der Hand.“
Auf dem Rückweg zur Schule konnte man die Faszination der Acht- und Neuntklässler spüren. Einen so bekannten Autor zu treffen, ihm Fragen stellen zu können und seinem Vorlesen zu lauschen, war etwas ganz Besonderes.
Vielen Dank an das Team der Stadtbücherei, die diesen noch andauernden Leseherbst ermöglicht. Insbesondere an Christin Präßler, mit der das Schülerbüchereiteam der Realschule am Judenstein seit Jahren eng zusammenarbeitet und die sehr gewinnbringende Veranstaltungen für die Schüler und Schülerinnen organisiert.