Die Stadt verändert ihr Gesicht – Gentrifizierung am Unteren Wöhrd

Im Exper­ten­ge­spräch mit Herrn Eichin­ger und Herrn Piel­meier haben wir erfah­ren, dass sich die Stadt Regens­burg nicht nur im Wachs­tum, son­dern damit auch im Wandel befin­det. Urtüm­li­che Stra­ßen­züge der Alt­stadt sind da nicht aus­ge­nom­men: Hier wird saniert und nach­ver­dich­tet, was das Zeug hält. Super, oder? 

Aber… wie emp­fin­den das eigent­lich die Bürger vor Ort? Um das her­aus­zu­fin­den, mach­ten wir uns am 24.11. mit Frau Kles­sin­ger und Frau Eigner an den Unte­ren Wöhrd auf, um dort vier Anwoh­ner, die seit vielen Jahren am Wöhrd leben, zu interviewen.

Der Untere Wöhrd ist eine Donau­in­sel mitten in der Alt­stadt. In den letz­ten 15 Jahren wurde das Vier­tel enorm nach­ver­dich­tet; zum Teil sehr nahe an das Donau­ufer. Der Hoch­was­ser­schutz besteht hier aus einem Hoch­ufer, flut­ba­ren Tief­ga­ra­gen, bereits instal­lier­ten Pumpen und mobi­len Schutz­ele­men­ten, die die Stadt bei Hoch­was­ser auf­stellt. Ein umfang­rei­ches Paket, das die Bürger hier vor grö­ße­ren Kata­stro­phen schüt­zen können soll. Trotz­dem bleibt die Sorge, das dies nicht rei­chen könne, meint eine Anwoh­ne­rin. So sei zwar die Wöhrd­straße selber weni­ger betrof­fen, wenn das Wasser über die Jahr­hun­dert­marke steige, die neu­ge­bau­ten Häuser im Ufer­be­reich aber sehr wohl. Wir bege­hen mit unse­ren Inter­view­part­nern den Hoch­ufer­be­reich und erken­nen: Es wird wohl auch nichts nützen, wenn hier die Häuser auf Stel­zen gebaut sind. Wenn man so nahe an den Fluss baut, dann muss man damit rech­nen, das Wasser zumin­dest im Keller steht!

Anwoh­ner R. Schmid, der seit nahezu sieb­zig Jahren in der Wöhrd­straße lebt, bedau­ert am meis­ten, dass die Nach­ver­dich­tung mit moder­nen Wohn­wür­feln den Charme des ehe­ma­li­gen Fischer­vier­tels nach­hal­tig zer­stört. Ledig­lich in der Werft­straße würde der alte Cha­rak­ter der Wöhrd­in­sel noch erhal­ten bleiben.

Die schmerz­vollste Ver­än­de­rung ist in den Augen der Künst­le­rin und Sozi­al­päd­ago­gin Renate H.- B., dass das Wöhrd­vier­tel seine Eigen­stän­dig­keit ver­liert. Wo früher Werk­stät­ten, Ein­zel­han­del und wich­tige Begeg­nungs­stät­ten waren, sind jetzt hoch­klas­sige Woh­nun­gen ent­stan­den. So fielen bei­spiels­weise zwei alt­ein­ge­ses­sene Wirts­häu­ser der Sanie­rung zum Opfer. Dar­un­ter die über 100 Jahre alt­ein­ge­ses­sene Tra­di­ti­ons­gast­stätte „Ein­horn“ … ein unwie­der­bring­li­ches sozia­les Zen­trum, dessen Ver­lust viele Anwoh­ner nach­hal­tig bedauern.
Natür­lich sei es wich­tig, so ein wei­te­rer Inter­view­part­ner, dass alte Bau­sub­stanz saniert und damit ihr Wert auch für die Zukunft erhal­ten bleibe. Als „ungut“ emp­fän­den manche Wöhrd­be­woh­ner aber, wenn die Sanie­rung eines Vier­tels zu Gen­tri­fi­zie­rung (Auf­wer­tung eines Vier­tels zuguns­ten wohl­ha­ben­der Bürger) führt. Zwar bewoh­nen am Unte­ren Wöhrd noch manche Bürger ihre Woh­nun­gen zum alten Miet­preis – in den sanier­ten Häu­sern führ­ten aber Miet­preis­er­hö­hun­gen dazu, dass nicht jeder nach dem Umbau wieder in ihre Woh­nun­gen zurück­ge­hen konnte. Denn sie war schlicht­weg zu teuer gewor­den. Die Teil­habe aller Bürger ist also nach der Umge­stal­tung des Wöhr­des leider nicht mehr gegeben.

Häuser auf Stel­zen – sinn­vol­les Bauen am Fluss?

Nach­ver­dich­tung zwi­schen alter Bausubstanz

Sanie­rung alter Boots­häu­ser zur Schaf­fung luxu­riö­ser Appartments

Ach, … Lernen kann so schön sein…